Heimatverein Langenberg e.V.  - Eine runde Sache für Jung und Alt
  

Die Geschichte der Molkerei Langenberg

„Schon um das Jahr 1800 herum konnten Milch erzeugende Bauern in Langenberg ihr ‚Weißes Gold‘ an Sammelstellen abliefern. So zum Beispiel auf den Höfen Westermann in Selhorst oder Ostlangenberg an der Rietberger Straße. Die erste als solche zu bezeichnende Privatmolkerei wurde 1877 auf dem Hof von Andreas Dieding im Langenberger Dorfkern gegründet“, erläutert Günter van den Bongard. Aber erst 1918 war laut Aussage des Langenberger Heimatfreunds die Zeit gekommen, die schon lange beabsichtigte Gründung einer Genossenschaftsmolkerei in die Tat umzusetzen. Insbesondere zwei Langenberger bemühten sich seinerzeit um das Zustandekommen des Projekts: Kaspar Deppe und Kaspar Surmann.
Am ersten Tag werden 3680 Liter Milch angeliefert
Schon in der Gründungsversammlung im September 1918 traten 28 Mitglieder bei. „Mit diesem Schwung ging es weiter. Die Mitgliederzahl stieg schon innerhalb der ersten Wochen auf 183 an“, weiß Bongard zu berichten. Im Juni 1919 wurde mit der Milchanlieferung begonnen. Schon am ersten Tag wurden bereits 3680 Liter Milch angeliefert, bis zur Schließung der eigentlichen Molkerei 1957 stieg die Milchmenge auf 30 000 Litern pro Tag an. In der ersten Zeit wurde das kostbare Gut noch in der Molkerei Dieding verarbeitet.
Neubau geplant
Von vorneherein hatte aber die Absicht bestanden, für die Genossenschaftsmolkerei einen Neubau zu errichten. Dies war umso notwendiger, weil sich das bestehende Gebäude schnell als zu klein erwiesen hatte. Einen geeigneten Bauplatz für die vergrößerte Genossenschaftsmolkerei zu finden, entpuppte sich als keine leichte Aufgabe. „Irgendwann gelang es, ein passendes Grundstück zu erwerben. Da dieses jedoch zu schmal war, wurde noch ein Morgen von der Kirchengemeinde angekauft. Und die Eisenbahnverwaltung bewies ebenfalls ein dankenswertes Entgegenkommen, indem sie die Benutzung ihres Terrains gestattete“, erläutert Bongard.









 Die Langenberger Molkerei 1951 - Bild: R. Mildner im Heimatverein Archiv

Grundsteinlegung am 30. Juni 1921
Der Neubau fiel in eine Zeit, in der das politische und wirtschaftliche Leben aufgrund des Weltkriegs bis ins Mark erschüttert wurde. „Die in jeder Hinsicht gut geführte und geleitete Genossenschaft half durch die Errichtung des Neubaus, dessen Grundstein am 30. Juni 1921 gelegt wurde, einem lange empfundenen Bedürfnis ab“, erläutert Günter van den Bongard. Nach der Errichtung des Neubaus am Bahnhof habe man endlich die immer größer werdende Menge Milch zu unterschiedlichen Produkten verarbeiten können. In den ersten Jahren wurde die Milch größten Teils zu Frischmilch, ein Teil zu Butter und Trockenquark verarbeitet. Später kam eine Käserei dazu, in der Gouda- und Edamerkäse hergestellt wurden.
Integrierte Mühle
Danach stellte sich der Betrieb auf ein noch breiteres Fundament. Auch Futtermittel, Kartoffeln, Kunstdünger, Sämereien und landwirtschaftliche Artikel wurden im Laufe der Zeit gehandelt. Auch eine Mühle war integriert. 1931 wurde Hans Borgdorf als Molkereiverwalter und Betriebsleiter eingestellt. 1934 ist ein Vertrag mit der Milchversorgung Dortmund abgeschlossen worden. Zunächst wurden täglich 5000 Liter, später sogar 9000 Liter Frischmilch nach Dortmund geliefert. Der Höchststand war 1942 mit täglich bis zu 25 000 Litern Frischmilch erreicht. In der Nachkriegszeit wurde auch Kasein aus Trockenquark für die Leimindustrie hergestellt. 1956 ging Hans Borgdorf in den Ruhestand, ihm folgte sein Sohn Hans Borgdorf jun., unter dessen Leitung die Molkerei baulich und leistungsmäßig vergrößert wurde.










Endgültiges Aus kommt 1978
Nach einer Fusionswelle in den späten 1950er-Jahren, in der auch die Betriebszweige unter den einzelnen Molkereien aufgeteilt wurden, wurde die Molkerei Langenberg zum Butterwerk. Pro Stunde wurden nun 1600 Kilogramm Butter produziert. 1973 starb Hans Borgdorf jun. nach einem Unglücksfall. Das endgültige Aus des Butterwerks kam im Jahr 1978. Die Gebäude wurden später abgerissen. Heute gehört das Gelände zum Raiffeisen-Verband und vertreibt als Landhandel Dinge des täglichen Bedarfs wie Werkzeug, Lebensmittel, Düngemittel und landwirtschaftliche Produkte. Aber auch hier stehen Veränderungen an. Wir werden berichten.